Dienstag, Juli 14, 2009

Adrian Wettach - Grock vor 50 Jahren gestorben

Grock liebte den Luxus und das Geld: Seine Villa Bianchi im italienischen Imperia. Besonders berühmt machte Adrien Wettach, wie Crock mit bürgerlichem Namen hiess, sein Ausruf «nit möööglich». Am 14. Juli vor 50 Jahren starb er in der norditalienischen Stadt Imperia.

«Mein Grossonkel Adrien war ein äusserst herzlicher Mensch, hie und da konnte er aber auch jähzornig sein», sagte Grossneffe Raymond Naef gegenüber der SDA. «Als etwas angeberischer Draufgänger gab er sich selbstverliebt und dickköpfig - und schon im nächsten Augenblick war er wieder liebevoll und entgegenkommend.» Dies ist milde formuliert. Grock galt als äusserst egozentrisch, der seine Bühnenpartner auswechselte, sobald ihm etwas nicht passte.

Sein sprunghafter Charakter spiegelte sich - so Naef - auch in seinen Auftritten. «Er erschien in einem viel zu langen und farbigen Kostüm, dann verliess er die Bühne und kehrte zurück in zu engen, schwarz-weissen Kleidern. Oder aber er trug einen riesengrossen Koffer und nahm daraus eine winzige Geige hervor.»

Grock war aber in erster Linie ein äusserst vielseitiger Bühnenkünstler. Er beherrschte die Pantomime, war Akrobat und Jongleur, spielte mehrere Musikinstrumente und beherrschte zehn Sprachen. Sein Humor wirkte nie abgedroschen und nie machte er sich über sein Publikum lustig. Im Gegenteil: zum Lachen brachte er die Leute mit seinem ausgeprägten Sinn für Situationskomik.

Weltweite Erfolge

Grocks Bedeutung kann denn auch kaum überschätzt werden. Erfolge feierte er in London, Paris und Berlin ebenso wie in Russland, in den Ländern Nordafrikas und in Nord- und Südamerika. Als Charlie Chaplin Grock 1931 traf, sagte er zu ihm: «Wenn ich der beste Komiker auf der Leinwand bin, dann bist du der grösste auf der Bühne», erinnert sich Raymond Naef. Grock wusste sich auch zu vermarkten und verdiente für seine Zeit enorme Gagen. In einzelnen Zirkusprogrammen soll er viermal so viel Geld pro Vorstellung verlangt haben, wie alle anderen Künstler zusammen.

Geboren wurde Grock als Charles Adrien Wettach am 10. Januar 1880 in Loveresse BE. «Ich hätte Bauer werden können wie mein Grossvater oder Uhrmacher wie mein Vater. Ich bin aber Clown geworden, diesen Beruf liebe ich. Alle Clowns jedenfalls wissen, dass das ein seriöser Beruf ist», sagt Grock im Film «Au revoir Mr Grock» (1949). Seine Erfolge verhalfen ihm zu grossem Vermögen. Davon zeugt eine imposante neobarocke Villa, die er sich in Italien erbauen liess.

Hitlers Glückwünsche

1934 beglückwünschte ihn Hitler in München: Er habe sich Grocks Vorstellung nicht weniger als dreizehn Mal angesehen. Als Grock vom Führer ihm gewidmete Fotografien entgegennahm, löste er bei seinen Verwandten und Freunden eine Welle der Entrüstung aus. Seine Einschätzung Hitlers ändert sich aber 1938, als Deutschland von ihm den Ariernachweis verlangte. Er zog sich nach Italien zurück, trat aber zwei Jahre später auf Wunsch des deutschen Propagandaministers Joseph Goebbels in Kriegslazaretten auf.

Nach dem Krieg setzte er seine Tourneen erfolgreich fort, wurde aber von den Medien beschuldigt, mit den Nazis kollaboriert zu haben. «Es gibt allerdings kein Dokument, das beweisen würde, dass Grock offiziell das Dritte Reich unterstützt hat», unterstreicht Raymond Naef. Für Grocks langjährigen Bühnenpartner, Oliver M. Meyer, war Grocks Einstellung zu Nazideutschland völlig unpolitisch, nur opportunistisch: «Grock trat immer dort auf, wo er die grössten Erfolge und die grössten Gagen erhielt – und dies war eben während dem Dritten Reich Deutschland. (...) Grock liebte das Geld.»

1951 eröffnete Grock seinen eigenen Zirkus mit einem Zelt, das 4500 Personen fasste, mehr als das grosse Zelt des Zirkus Knie. Seinen letzten Auftritt hatte er 1954 in Hamburg.

Verschwundene Urne

Grocks aussergewöhnliche Lebensgeschichte vollendete sich am 14. Juli 1959. Eine letzte Ruhestätte hat er keine: Die Urne mit seiner Asche verschwand aus der Villa Bianchi, die lange leer stand und exzessiv geplündert wurde.

Die Idee, zu seinem Angedenken in der Schweiz einen museal- pädagogischen Freizeitpark zu errichten, scheiterte zwei Mal an mangelnden finanziellen Mitteln, einmal in Pruntrut und einmal in St. Imier. Beim breiten Publikum ist Grock heute etwas in Vergessenheit geraten. Unter seinesgleichen aber gilt er als der grösste Musikclown des 20. Jahrhunderts. (rb/sda)



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