Donnerstag, Dezember 20, 2001

Wolfgang G Wettach: Gast-Filmkritiker des Tagblatts zum Herrn der Ringe

Wolfgang G Wettach als FilmkritikerUnser Gastkritiker Wolfgang G. Wettach (alias "Magister Foran") ist seit seiner Kindheit in den siebziger Jahren Tolkien-Fan. Der studierte Anglist aus Bebenhausen ist Miterfinder der Fantasy-Welt "Myra" und des Internet-Spiels Vangor sowie Webmaster von tolkienonline.de.
In der Nacht zum Mittwoch versammelten sich rund um die Welt kurz vor Mitternacht Scharen von Menschen vor den Kinos, um endlich den ersten Teil der gigantischen Filmtrilogie "Der Herr der Ringe" zu erleben, die unter der Leitung von Regisseur Peter Jackson das Licht der Kinosäle erblickt. Mehr als zwanzig Jahre sind vergangen seit dem letzten Versuch, Tolkiens Werk - in Zeichentrick - auf die Leinwand zu bringen. Jahrzehnte, in denen Tolkiens Nachfolger und Nach-Nachfolger die Buchläden und die Kinder- und Jugendzimmer eroberten. Nachfolger zu denen Weltraum-Epen wie "Star Wars" ebenso gehören wie der berühmteste Zauberlehrling der Welt, der kurz vor seinem Ahnherrn, dem Hobbit Frodo Beutlin, die Kinokassen im Sturm nahm. (...)

Und so, wie zwei Menschen das selbe Erlebnis nie gleich erinnern und erzählen, gibt es auch hier teils deutliche Abweichungen, die nur hartgesottene Puristen stören werden. Sie sollten sich lieber freuen, dass auch neu erfundene Dialoge mit Elben in der korrekten Elbensprache des Professors Tolkien geführt werden, als zu beklagen, dass im Film die Frauen (vor allem ‘Arwen’ Liv Tyler) von Anfang an eine grössere Rolle spielen als in den weitgehend frauenfreien Romanen. Und warum sollte Jackson nicht schon zu Anfang die fröhliche Rose einführen, die am Ende der Romane die Gemahlin des treuen Gefährten Sam Gamdschie wird? Auch eine starke Cate Blanchett, königlich wie in "Elisabeth" aber eng am Buch, sorgt dafür, dass die Frauen hier präsent sind und in Erinnerung bleiben.

Was sagen die Fans? Erste Reaktionen nach der Premiere waren einhellig: "Ja, das passt" und "Den muss ich mir öfter ansehen." Mehr war von vielen, die die Bilderflut und die unglaublichen Eindrücke dieses Kino-Erlebnisses erst in den Stunden oder Tagen danach verarbeiten müssen, nicht zu hören, auch wenn manch einer diesen oder jenen Aspekt der Buch-Erzählung vermisst haben mag. Aber dies ist, wie gesagt, keine Abverfilmung der Bücher.

Peter Jackson hat einen Beitrag zu Tolkiens Welt geschaffen, der weit mehr ist als eine Vorlage für die Figuren in den Kindermenüs eines Hackfleisch-Braters und in Eiern aus Kinderschokolade. Mehr als der Anlass für eine Vermarktung der Zusatzartikel in den Kaufhäusern. Diese Filme werden bleiben, zumindest in den Herzen der heimlichen Bewohner von Mittelerde, der Fans.
[ Weiterlesen hier: Die volle Filmkritik im Schwäbischen Tagblatt ]

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