Ralph Wettach: Auch Eltern bräuchten ein Diplom - Elterliche Kompetenzen sind nicht angeboren
Erziehungskurse können Eltern in der Betreuung ihrer Kinder unterstützen - auch wenn keine Probleme drängen. Solche Hilfe entlastet die Paarbeziehung und nützt der ganzen Familie.
Wer ein Kind bekommt, betreut und erzieht es in der Regel, ohne das speziell gelernt zu haben. Auf allen anderen Gebieten kann man sich ausbilden lassen und Diplome erwerben, nur fürs Eltern werden gibt es keine spezifische Ausbildung, da muss man sich irgendwie auf das Gefühl verlassen.
Kindererziehung ist keine leichte Aufgabe, gerade in der heutigen Zeit. Die Herausforderung beginnt schon mit der einschneidenden Umstellung vom Zusammenleben als Paar zu Elternschaft und Familienleben. Früher oder später sind alle Eltern mehr oder weniger stark gestresst. Das belastet nicht nur die Paarbeziehung, sondern beeinflusst auch das Erziehungsverhalten gegenüber den Kindern. Hier können Elternbildungskurse präventiv wirken - indem sich dank Rat und Hilfe von aussen ein sich anbahnender «Teufelskreis» frühzeitig durchbrechen lässt.
Heute ist das Angebot an Elternkursen gross. Eine der bekannten Methoden heisst «Triple P». Dieses Programm wendet auch Ralph Wettach an, Psychologe FSP am Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienst (KJPD) in Zürich: «Dieses Programm ist gut erforscht. Was wir an der Poliklinik anbieten, muss einen erwiesenen Nutzen haben.» Triple-P-Kurse finden hier begleitend zu Psychotherapien statt. «Doch Triple P ist für alle Eltern gedacht und für alle sinnvoll», unterstreicht der Psychologe, «nicht nur dort, wo besondere Probleme anstehen.»
Kurse nicht nur bei Problemen
Triple P steht für Positive Parenting Program und wurde in Australien an der Universität Queensland entwickelt. In der Schweiz wird die für deutschsprachige Verhältnisse adaptierte Methode seit 2001 angeboten - durch das Institut für Familienforschung und -beratung der Universität Freiburg.
Das Programm will mit einer positiven Erziehung die Entwicklung der Kinder fördern und dem kindlichen Verhalten in einer konstruktiven, den Selbstwert unterstützenden Art begegnen. Kinder, die viel Zuwendung bekommen, können ihre Fähigkeiten entwickeln und selbstständig werden. Durch die Förderung ihrer sozialen Kompetenzen und ihrer Fähigkeit, Gefühle auszudrücken, werden sie gestärkt. Das verringert die Wahrscheinlichkeit, dass sie verhaltensauffällig werden oder emotionale Probleme entwickeln. (...)
Nur ein Teil der Väter macht mit
Es fällt auf, dass die beiden Mütter den Kurs ohne die Väter besuchten. «Erziehungsarbeit unter der Woche liegt immer noch sehr bei den Frauen», sagt Ralph Wettach. Doch eine Teilnahme der Väter mache gerade bei Triple P absolut Sinn, weil damit neue Erziehungs- und Beziehungstechniken eingeübt werden. Für die Kinder ist es optimal, wenn beide Eltern diese gleich handhaben. Es sei aber auch möglich, dass der eine Elternteil die Techniken vom anderen übernehme.
Die bei Triple P für schwierige Situationen gedachte «Auszeit», bei welcher die Kinder sich für kurze Zeit ruhig auf einen Stuhl setzen oder in einem Raum bleiben müssen, ist unter Fachleuten zum Teil umstritten. «Diese Massnahme dient einerseits dazu, Kindern Grenzen zu setzen», sagt Ralph Wettach. Andererseits liege aber eine wichtige Funktion darin, zu verhindern, dass Eltern in Grenzsituationen die Kontrolle verlieren, da sie genau wissen, wie sie reagieren sollen. Mit der Auszeit könne zudem vermieden werden, dass Kinder immer dann besonders viel Aufmerksamkeit erhalten, wenn sie sich unangemessen verhalten.
(...)
Verschiedene Referenten der Tagung betonten, dass Prävention erwiesenermassen wirkt und sich nicht auf Elternbildungskurse beschränken darf, sondern dass dabei strukturelle Aspekte wie Blockzeiten oder die finanzielle Entlastung der Familien von grösster Bedeutung sind. Ein positiver Umgang innerhalb der Familie senkt das Stressniveau aller Beteiligten und entlastet die Paarbeziehung. Damit wirkt sich gestärkte Erziehungskompetenz der Eltern auf die Entwicklung der Kinder äusserst positiv aus.
[ Weiterlesen hier: Tagesanzeiger.ch ]
Wer ein Kind bekommt, betreut und erzieht es in der Regel, ohne das speziell gelernt zu haben. Auf allen anderen Gebieten kann man sich ausbilden lassen und Diplome erwerben, nur fürs Eltern werden gibt es keine spezifische Ausbildung, da muss man sich irgendwie auf das Gefühl verlassen.
Kindererziehung ist keine leichte Aufgabe, gerade in der heutigen Zeit. Die Herausforderung beginnt schon mit der einschneidenden Umstellung vom Zusammenleben als Paar zu Elternschaft und Familienleben. Früher oder später sind alle Eltern mehr oder weniger stark gestresst. Das belastet nicht nur die Paarbeziehung, sondern beeinflusst auch das Erziehungsverhalten gegenüber den Kindern. Hier können Elternbildungskurse präventiv wirken - indem sich dank Rat und Hilfe von aussen ein sich anbahnender «Teufelskreis» frühzeitig durchbrechen lässt.
Heute ist das Angebot an Elternkursen gross. Eine der bekannten Methoden heisst «Triple P». Dieses Programm wendet auch Ralph Wettach an, Psychologe FSP am Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienst (KJPD) in Zürich: «Dieses Programm ist gut erforscht. Was wir an der Poliklinik anbieten, muss einen erwiesenen Nutzen haben.» Triple-P-Kurse finden hier begleitend zu Psychotherapien statt. «Doch Triple P ist für alle Eltern gedacht und für alle sinnvoll», unterstreicht der Psychologe, «nicht nur dort, wo besondere Probleme anstehen.»
Kurse nicht nur bei Problemen
Triple P steht für Positive Parenting Program und wurde in Australien an der Universität Queensland entwickelt. In der Schweiz wird die für deutschsprachige Verhältnisse adaptierte Methode seit 2001 angeboten - durch das Institut für Familienforschung und -beratung der Universität Freiburg.
Das Programm will mit einer positiven Erziehung die Entwicklung der Kinder fördern und dem kindlichen Verhalten in einer konstruktiven, den Selbstwert unterstützenden Art begegnen. Kinder, die viel Zuwendung bekommen, können ihre Fähigkeiten entwickeln und selbstständig werden. Durch die Förderung ihrer sozialen Kompetenzen und ihrer Fähigkeit, Gefühle auszudrücken, werden sie gestärkt. Das verringert die Wahrscheinlichkeit, dass sie verhaltensauffällig werden oder emotionale Probleme entwickeln. (...)
Nur ein Teil der Väter macht mit
Es fällt auf, dass die beiden Mütter den Kurs ohne die Väter besuchten. «Erziehungsarbeit unter der Woche liegt immer noch sehr bei den Frauen», sagt Ralph Wettach. Doch eine Teilnahme der Väter mache gerade bei Triple P absolut Sinn, weil damit neue Erziehungs- und Beziehungstechniken eingeübt werden. Für die Kinder ist es optimal, wenn beide Eltern diese gleich handhaben. Es sei aber auch möglich, dass der eine Elternteil die Techniken vom anderen übernehme.
Die bei Triple P für schwierige Situationen gedachte «Auszeit», bei welcher die Kinder sich für kurze Zeit ruhig auf einen Stuhl setzen oder in einem Raum bleiben müssen, ist unter Fachleuten zum Teil umstritten. «Diese Massnahme dient einerseits dazu, Kindern Grenzen zu setzen», sagt Ralph Wettach. Andererseits liege aber eine wichtige Funktion darin, zu verhindern, dass Eltern in Grenzsituationen die Kontrolle verlieren, da sie genau wissen, wie sie reagieren sollen. Mit der Auszeit könne zudem vermieden werden, dass Kinder immer dann besonders viel Aufmerksamkeit erhalten, wenn sie sich unangemessen verhalten.
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Verschiedene Referenten der Tagung betonten, dass Prävention erwiesenermassen wirkt und sich nicht auf Elternbildungskurse beschränken darf, sondern dass dabei strukturelle Aspekte wie Blockzeiten oder die finanzielle Entlastung der Familien von grösster Bedeutung sind. Ein positiver Umgang innerhalb der Familie senkt das Stressniveau aller Beteiligten und entlastet die Paarbeziehung. Damit wirkt sich gestärkte Erziehungskompetenz der Eltern auf die Entwicklung der Kinder äusserst positiv aus.
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Labels: Ralph Wettach, schweiz, zürich
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